Tagebuch, sporadisch.

 

Liebe Leserinnen und Leser!Im November 2021 habe ich mit diesem Tagebuch begonnen. Die jüngsten 5 Einträge werden angezeigt. Blättern Sie gerne zurück. Mit Hilfe der Suchfunktion können Sie die Seiten nach Monaten auswählen. Nützen Sie dafür das Format Monat-Jahr. Beispiel: 12-2021 führt Sie zu den Texten im Dezember 2021.

 

29. Oktober 2023

 

Ein Psychotrick

Ein Mensch, geplagt von Rückenschmerzen
begibt sich in des Doktors Fänge
mit Wirbelsyndrom ist nicht zu scherzen
der Nerv verharrt in großer Enge
zunächst der Doktor am Wirbel tastet
bedeutungsvoll dann schwadroniert
sogleich zur Assistentin hastet
das Hilfspaket wird komponiert

erst Sono, dann Röntgen und MRT
all das tut dem Patienten nicht weh
die Bilder geben dann nichts her
doch Doktors Rechnung wiegt jetzt schwer
so Inventar wird abgeschrieben
mit Rücken oft Geld so eingetrieben
der arme Kerl noch weiter leidet
der Doktor das Gespräch nun meidet
die Psychoschiene ist noch frei
die wirkt fast immer, eins, zwei, drei

ein Doktor, der nicht helfen kann
bedient sich aus dem Seelenschlamm
und suggeriert dem krummen Wesen
die Psyche müsse nur genesen
zudem sei viel nur Fantasie
ja, die Hormone, ach die Chemie
es lasteten erhebliche Kräfte
auf Rücken mangels Lebenssäfte
zum Psychodoktor will ihn schicken
der Mensch soll dies jetzt brav abnicken

doch hält der Mensch diesmal kurz inne
es scheint Betrug, sagt innere Stimme
die Schmerzen wüten unvermindert
was soll hier Psyche, er ist behindert
er wandelt Schmerz dann kurz in Wut
sein Widerstand tut ihm jetzt gut
er habe den Psychotrick kapiert
denn wer nichts kann, so nichts verliert
Probleme immer schnell loswerden
die Masche wirkt, ohne Beschwerden

Der Doktor verlässt wortlos das Zimmer
er duldet nichts, so läuft es immer

der Mensch dann lange noch trainiert
allmählich Schmerz etwas verliert
Gymnastik, Bewegung und Kilos runter
in kleinen Schritten, Gemüt bleibt munter

Es stellt sich oft gar nicht die Frage
Dass Psyche und Seele erheben Klage
und Hilfe, Heilung ist Gebot
wenn Mensch befindet sich in Not

Doch fies sind diese Psychomaschen
nachdem gefüllt die eigenen Taschen
bedeutungsvoll wirkt der Sermon
und penetrant auch noch der Ton
wenn Dilettanten manipulieren
dann hat der Mensch oft zu verlieren
in Psychoschiene wird gedrängt
der Wahnsinn dauerhaft verfängt

So Mensch sei wachsam, frei und schlau
wer Psyche schwätzt, dem nur vertrau
wenn er, sie sich mit Wissen zeigt
respektvoll sich vor Dir verneigt
wenn Lebenserfahrung die Haltung prägt
und niemand an deinem Selbstwert sägt

Wer konkret hilft, der hat doch Recht
für Mensch und Tier ist dies nie schlecht.

 

 

03.10.2023

 

Es gibt Tage, an welchen sich sämtliche ausstehenden Problemlösungen zu konzentrieren scheinen.
Statt sich zu erinnern, dass man in Ruhe nach und nach die Herausforderungen annimmt, um dann tageweise die bestmöglichen Ergebnisse erzielen zu können, verfällt man in grüblerische Gedankenspiele. Es kann dann zu einer Spirale kommen, die sich nach oben und wieder nach unten dreht. Auch das Beispiel des Hamsterrades trifft es einigermaßen.
So sind mir gerade ein paar Verse eingefallen, die beschreiben, wie es mir ein paar Mal gelungen ist, mich aus den gefühlt aufgetürmten Problembergen zu befreien.
Tue Dir erst mal etwas Gutes an!

 

Ein Mensch

Ein Mensch
grübelt bis in den Morgen
es plagten ihn multiple Sorgen

es dreht sich in Gehirnes Windung
schlägt stark auf die Gesamtempfindung

wie komme ich raus aus Geistesenge,
mit Laissez-faire oder großer Strenge?

der Mensch entschließt sich für die Muße
des Geistes Kind tut keine Buße

doch trügerisch schien dieser Frieden
denn die Probleme blieben liegen

er hatte alles neu vor Augen
und Ungemach will sich festsaugen

um sich hiervon zu befreien
musste Mensch sich fast kasteien

so Schritt für Schritt die Lösung suchte
und überraschend jetzt verbuchte:

ein Teil war wie von selbst verschwunden
manch Ärger die Zeit hat überwunden
den Rest, den konnte man gut klären
es musste im Mensch nicht weiter gären


so bleibt erneut hier zu bekunden
die Zeit heilt nicht nur manche Wunden
wenn die Probleme den Mensch erdrücken
so muss man selbst sich erst beglücken

wenn Einiges will selbst entschwinden
so Mensch soll Energie nicht binden

mit frischem Geist den Rest entsorgen
vom nervigen Grübeln frei geworden

 

 

18.09.2023

 

Ich wollte heute einige Zeilen zur "Nächstenliebe" schreiben und dann sind mir ein paar Beispiele eingefallen, die ich in Gedichtform aufzeigen möchte. Den Begriff "Nächstenliebe" zu verwenden, scheint manchmal schon unmodern, überkommen und erinnert traditionell eher an Selbstaufgabe und Verzicht auf das Ausleben eigener Bedürfnisse. Dabei fallen mir gewisse Manager- oder Selbststärkungsseminare ein, bei welchen man lernt, wie man sich anderen gegenüber durchsetzen und mit Ellenbogen zu schnellerem Erfolg und Karriere gelangen kann. Diejenigen, die auf andere viel Rücksicht nehmen, bleiben dann oftmals zurück. Gefühlt schon seit Jahren hören wir ununterbrochen von Krieg, Hass und Mißachtung der fundamentalsten Menschenrechte. Die Stimmung scheint allerorts roher, aggressiver und die Gefahren, nicht zuletzt auch durch den von uns Menschen selbst mitverschuldeten Klimawandel und den damit ständig hereinbrechenden Naturkatastrophen, scheinen ständig zuzunehmen.
Deshalb will ich mich an die unzähligen Helfer und Menschen erinnern, die tagtäglich noch weiterhin dagegensteuern, sich und ihr Ego zurückstellen und sich manchmal für uns fast aufopfern. Es gibt sie noch, die praktizierte Nächstenliebe, wie ich sie schon als Kind aus der christlichen Lehre (Beispiel Bergpredigt) gelehrt bekommen habe. Aber auf das Gerede kam es noch nie an, sondern auf die Umsetzung. Ich habe zuletzt Menschen gesehen, die tagelang unter völliger Aufopferung ihrer Kräfte das Geröll auf die Seite bringen, um Verschüttete zu bergen, Menschen aus dem Mittelmeer retten, sich den lebensgefährlichen Waldbränden aussetzen .... die Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Gott sei Dank!

 

Nächstenliebe - einige gute Beispiele



Aus des Wesens innerem Kern
unbemerkt im Weltenlärm
wählt sie Dienst im großen Schatten
lässt ihr Licht niemals ermatten
verleiht so Mut und Kraft den Kranken
im System bricht auf manch Schranken
so die Liebesenergie kann fließen
lebendiges Wasser in Hoffnung gießen

Wenn ein Schicksal führt zu Leiden
kann das Leben nicht so bleiben
gemeinsam den Weg zu Ende gehen
Tage, Jahre bereit zu stehen
den Menschen nicht alleine lassen
mit Fluchtgedanken nicht befassen
die gute Absicht wird uns lenken
wir werden Freude öfters schenken

Das Tierwohl liegt ihm sehr am Herzen
vermeiden deshalb Leid und Schmerzen
er achtet deshalb auf die Haltung
und auch auf eigene innere Spaltung
die Achtung für jedes Lebewesen
kann Hilfe und Bedürfnis lesen
Beziehung zu jedem einzelnen Tier
statt Masse, Kasse nach der Gier

In weiten Teilen des Planeten
werden Menschenrechte grob zertreten
es gibt sie, die den Kopf hinhalten
in ihrem Mut noch nicht erkalten
im Bündnis derer liegt die Kraft
zu helfen Menschen aus deren Haft

Dem Elend dieser Welt noch trotzen
und nicht mit eigenem Wohlstand protzen
wer Hunger, Durst und Krankheit lindert
die Not im Kleinen so vermindert
tut dies vielleicht aus Mitgefühl
egal, befreit aus Sinngewühl


Das Klima spielt nun oft verrückt
die Hitze auf die Wälder drückt
in großem Ausmaß Brände wüten
es gibt sie noch, die uns behüten


es sind dann die bescheidenen Helden
die sich so oft zum Einsatz melden
sie kämpfen gegen großes Feuer
dies türmt sich auf als Ungeheuer
riskieren dabei ihr eigenes Leben
für die Betroffenen dies zum Segen

Wer zuhören kann, heilt manche Wunden
es sind niemals verlorene Stunden
wer Menschen führt durch manche Tiefen
wenn Viele wieder nach Hilfe riefen
der lebt nicht nur in kleiner Sphäre
mit Liebeskraft füllt auf die Leere


Es gibt nicht nur die Selbstsucht haltloser Triebe
denn der innere Sieg ist die Nächstenliebe

























 

 

06.07.2023

 

Vor kurzem ist wieder einer unserer älteren Nachbarn verstorben. Er war Italiener und wohnte einige Häuser weiter. Wir hatten sporadisch Kontakt, da wir auch erst seit einigen Jahren hierher gezogen sind und sich die nachbarschaftlichen Kontakte mehr auf die näher wohnenden Menschen bezogen. Er war die letzten Jahre gesundheitlich schon sehr angeschlagen und hatte sich gerade etwas von einem Schlaganfall erholt, als wir uns zum ersten Mal näher kamen. Bei einem Hausfest war er mit seiner Frau da und mich beeindruckte seine milde, so freundliche Art, wie ich sie immer wieder von Italienern, die auch öfters so eine künstlerische Seite in sich tragen, erlebt hatte.
Und gestern waren wir dann auf der Beerdigung hier im Dorf und es waren sogar die letzten Plätze in der Kirche aufgefüllt. In der Ansprache des Pfarrers wurde Vieles von seinem Leben berichtet und wie beliebt er seit den 60er Jahren hier im ganzen Landkreis war.
Michele war einer der Männer, die in den Jahren um 1960 von Italien nach Deutschland kamen, um letztlich durch harte Arbeit unseren Wohlstand mit aufzubauen. Er arbeitete in einem Chemiewerk und in seiner Freizeit fuhr er mit einem Wohnwagen zu den Badeseen und an ausgewählte Plätze, um sein selbstgemachtes und –wie alle erzählten- fantastisches italienisches Eis zu verkaufen. Dabei fiel er auch immer durch seine liebenswürdige und hilfsbereite Art auf.
Als Michele letzthin wieder ins Krankenhaus musste und es ihm gesundheitlich schon sehr schlecht ging, hat ihn dort eine Krankenschwester erkannt und folgendes erzählt: „…das ist doch Michele…der Eismann von damals… er hat mir damals geholfen, als ich mich am Badesee so schwer verletzt hatte und er herbeigeeilt kam, um meine Verletzungen mit seinem Eis zu kühlen…. Er hat mir damals geholfen und das werde ich nie vergessen und jetzt helfe ich ihm…“
Und so hat sich für mich ein Kreis in meiner Wahrnehmung über das Wesen dieses Menschen geschlossen. Einmal, vor einigen Monaten eilte seine Nachbarin zu uns und bat uns, zu helfen. Michele war in seinem Zimmer zusammengebrochen und konnte alleine nicht mehr aufstehen. Wir haben ihn zusammen hochgehoben und er hat sich in seiner bescheidenen Art so oft bedankt, dass es mir fast unangenehm war.
Jetzt, nachdem er die Bühne der Welt verlassen konnte und nicht mehr leiden muss, habe ich fast ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass wir nicht öfters auf ihn zukamen, um von uns aus unsere Hilfe anzubieten.
Schon ein paar Worte Italienisch von einem „deutschen Nachbarn“ lösten bei ihm Freude aus und sein Blick erhellte sich.
Wie gerne hätte ich mir erzählen lassen, wie er damals in den 60er Jahren mit seinem Eiswagen unterwegs war, welche Erlebnisse er dabei hatte und wie ihn die Deutschen aufgenommen hatten…
Michele, mach uns noch einmal Dein „gelato al limon“…

 

und gelato al limon oder das Zitroneneis



Michele,
mach uns noch einmal Dein Zitroneneis
auf das wir uns als Kinder so freuten
es war so fruchtig, frisch, fast blütenweiss
den Weg zu deinem Eisbus wir nie bereuten

stundenlang standest du selbst im Schweiß
doch uns brachtest du kühlen Genuss´
in deinem Sizilien war es sicher öfters so heiß
und wir vergaßen so manchen Verdruss



Du bist immer ein sehr feiner Mensch gewesen
hattest für Jeden freundliche Worte parat
deine ehrliche Art konnte man aus Dir lesen
schnell schrittest du auch zu helfender Tat

am Badesee hatte sich ein Kind stark verletzt
und da bist du dann sogleich hingehetzt
um die Blessuren mit deinem Eis zu kühlen
es sollte schnell keine Schmerzen mehr fühlen

du brachtest ihr dann noch dein Zitroneneis

auf das wir uns Kinder so freuten
es war so fruchtig, frisch, fast blütenweiss
den Weg zu deinem Eisbus wir nie bereuten

und wenn sie nach Jahrzehnten in Italien dann rastet
ein kühles Eis soll an der Piazza belohnen
sie fühlt s sich dann so unbelastet
„un gelato al limon“ muss sie dabei besonders betonen


 

 

26.06.2023

 

Kriegssprache

Wir werden den Gegner schwächen
wenn wir durch die Frontlinie brechen.

Brachial ist auch die Sprache im Krieg
doch die Falschen fabulieren über Verlust oder vom Sieg

sie verwechseln dabei Menschen und Kriegsgerät
für Vernunft und Diplomatie scheint es längst viel zu spät

Vor kurzem wurde ein deutscher Panzer bedauert
kein Wort über die Söhne, die in trostloser Enge gekauert

Peinlich sind die selbsternannten Militärexperten
die den Irrsinn sogar in diesen Talkshows bewerten

Wir müssen mit weiteren Verlusten rechnen, wenn wir die Linie des Feindes durchbrechen

Die Schurken, die den Krieg vom Zaun gebrochen
haben sich rechtzeitig in ihre Festung verkrochen

Weit weg von ihnen werden die armen Kerle erschossen
während in deren Familien schon Sturzbäche von Tränen verflossen

Gehen wir erst mal nach Innen
und erheben danach unsere Stimmen

wir sprechen über die Menschen, die leiden
über die Schrecken, in denen Familien verbleiben

Und wenn alle wieder in die falsche Richtung gaffen
dann erwähnt meinetwegen kurz den Verlust der Waffen